Durch die sich ständig erweiternden Aufgaben von EUMETSAT, eine der weltweit führenden Satellitenorganisation für Meteorologie, Umwelt- und Klimabeobachtung, sind die vorhandenen Flächen am Standort zur Unterbringung und Versorgung des Personals nicht mehr ausreichend gewesen. Deswegen wurde der Bau eines neuen Bürogebäudes mit Betriebsrestaurant für die langfristige Standortsicherung von EUMETSAT in Darmstadt notwendig.
Am 23. Dezember 2013 erhielt der Bereich Schlüsselfertigbau den Auftrag für den Neubau eines Bürogebäudes mit rund 160 Arbeitsplätzen und einem Betriebsrestaurant mit angeschlossener Cafeteria für die Ausgabe von durchschnittlich 410 Essen am Tag. Der Startschuss der Rohbauarbeiten für das insgesamt 25 m hohe Gebäude fiel im Januar 2014. Der sechsgeschossige Rohbau mit den Abmessungen 60 m x 15 m für das Untergeschoss, 40 m x 35 m für das Erdgeschoss sowie vier Obergeschossen wuchs in nur sechs Monaten in die Höhe.
Mit der Betonage der letzten Decke begann bereits das Schließen der Gebäudehülle. Eine interessante Herausforderung stellte die Außenfassade dar. Die Gebäudehaut des „schwebenden“ Büroriegels wurde mit einem Wärmedämmverbundsystem versehen. Darüber hinaus erstrecken sich große Fensterflächen über die Ost-, Süd- und Nordseite. Auf der Südfassade kam eine raumhohe Aluminium-Fensterfassade mit außenliegendem Sonnenschutz zum Einsatz. Eine ebenfalls raumhohe Lochfenster-Fassade wurde auf der Ost- und Nordseite eingebaut. Zwischen den Fensterbändern kamen ausgestellte Blechpaneelen zur Montage. Im Bereich der Ostfassade wurde Sonnenschutzglas verwendet. Eine wärmegedämmte Aluminium-Blechfassade umschließt den Küchenbereich im Erdgeschoss, der angrenzende Speisesaal wird durch eine Pfosten-Riegel-Fassade mit Licht durchflutet.
Dies hebt die goldfarbene Aluminium-Gewebedecke im Außen- und Innenbereich des Speisesaals besonders hervor und ergibt ein stimmiges Gesamtbild mit der Akustikverkleidung aus Holz und der hochwertigen Corian-Front der Essensausgabe.
Die einzelnen Büros werden über den Hohlraumboden mit der nötigen Technik für den täglichen Betrieb versorgt. In den Büros sorgen Deckensegel unter den Sichtbetondecken für eine gute Akustik. Die Flure der Bürogeschosse bieten in ihrer Mitte die Möglichkeit, sich unter den Büronutzern auszutauschen, dies wird zusätzlich durch eine integrierte Teeküche verstärkt. Die Lüftungstechnik der Flure ist hinter einer transparenten Streckmetalldecke installiert und bleibt somit für den Nutzer sichtbar.
Die Kühlung der Bürogeschosse erfolgt über eine Betonkernaktivierung, die durch die Sichtbetondecken eine besonders hohe Wirkung erzielt. Die Kühlung des Betriebsrestaurants sowie der Cafeteria wird über den Boden sichergestellt. Die Lüftung erfolgt über Schlitzauslässe in der abgehängten Decke, über die die Zuluft eingebracht wird. Die Wärmeversorgung des Gebäudes wird über das Fernwärmenetz des örtlichen Energieversorgers und über vier luftgekühlte Wärmepumpen sichergestellt. Die Wärmepumpen wurden in der Technikzentrale im 4. Obergeschoss angeordnet und so angelegt, dass sie auch den gesamten Kühlbedarf abdecken. Genau wie die Kühlung der Bürogeschosse erfolgt die Grundheizlast über die Betonkernaktivierung der Sichtbetondecken. Zusätzlich sind die Büros mit statischen Heizkörpern ausgestattet.
Die großzügige Außenanlage um das Bürogebäude schließt sich direkt an die bereits bestehende EUMETSAT-Außenanlage mit Zu- und Ausfahrt und vorhandenen Eichenbaumreihen an. Die bestehenden Gestaltungselemente wie Pflasterband/Pflasterrinnen und eine Baumreihe wurden durch den Bereich Straßenbau in die neue Platzgestaltung integriert. Eigens für diese Bauaufgabe hergestellte Pflastersteine wurden, in enger Abstimmung mit der planerischen Seite, fachgerecht zu den durch die Architektur vorgegebenen Achs- und Fluchtpunkten eingebaut. Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen EUMETSAT und LEONHARD WEISS konnte das Gebäude termingerecht übergeben werden.
Im November 2010 erhielt der Bereich Schlüsselfertigbau den Auftrag für den Neubau des Rechenzentrums. Nach Klärung der Grundstücksrechte fiel im Januar 2011 der Startschuss für den Rohbau. Hier wuchs innerhalb von sechs Monaten der sechsgeschossige Rohbau, in den Abmessungen 40 m x 25 m im Untergeschoss und 25 m x 25 m ab dem Erdgeschoss bis zum vierten Obergeschoss, in die Höhe. Auf diese Weise konnte bereits Mitte Juni mit den anspruchsvollen Ausbauarbeiten begonnen werden.
Nicht nur durch die komplexe Elektrik, die Kältetechnik und die brandschutztechnische Anlage wurde die Bauleitung LEONHARD WEISS vor eine spannende Herausforderung gestellt, sondern auch durch die aufwendige Außenhaut des Gebäudes. Neben einem gewöhnlichen Wärmedämmverputzsystem wurde im Abstand von einem Meter eine zweite Fassade aus einem Edelstahlgewebe errichtet. Diese dient zum einen dem architektonischen Anspruch und zum anderen der Blitzableitung (Faradayscher Käfig).
Zusätzlich erhielt die Fassade im Zwischenraum eine LED-Beleuchtung, die das Gebäude nachts zusätzlich in Szene setzt. Um Architektur und Statik in Einklang zu bringen, waren viele Termine mit den Planern und den ausführenden Firmen erforderlich. Zudem musste die Schwierigkeit gemeistert werden, die Treppenhausfassade in das Edelstahlgewebe einzufügen. Nachdem im Januar 2012 die letzte Edelstahlbahn am Kran hing, war allen bewusst, dass sich die zahlreichen Termine gelohnt hatten. Zu guter Letzt wurde das Rechenzentrum über eine Brücke mit den bereits bestehenden Gebäuden von EUMETSAT verbunden.
Neben den zahlreichen Ausbaugewerken, wie beispielsweise Trockenbau-, Streckmetall-, Doppelboden-, Naturstein- und Malerarbeiten, stellte die Haustechnik eine weitere Herausforderung dar: Damit die Stromversorgung an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung steht, mussten aus Sicherheitsgründen diverse Szenarien durchgespielt werden. Es war nötig, zur redundanten Mittelspannungseinspeisung von unterschiedlichen Umspannwerken zusätzlich zwei Netzersatzanlagen sowie zwei Anlagen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung einzubauen.
Auch bei der Kühlung der Serverräume setzte man auf eine redundante Anlage, um bei einem Ausfall der Kühlanlage eine kontinuierliche Kühlung der Räume zu gewährleisten. Die Nebenräume und Räume mit großer Wärmeentwicklung können ebenfalls über diese Kühlung auf die erforderliche Temperatur heruntergekühlt werden. In den kälteren Monaten des Jahres wird die Abwärme der Server in Kombination mit einer Wärmerückgewinnung der Heizungsanlage betrieben, um die Büros und Werkstätten zu erwärmen. Neben den hohen Sicherheitsvorkehrungen, wie beispielsweise der Zugang der einzelnen Räume über biometrischen Fingerprint und Kameraüberwachung in allen Geschossen, kam zusätzlich eine CO2-Anlage zur Brandbekämpfung der Serverräume zum Einsatz. Mit der termingerechten Übergabe konnte die Einweihung im April 2012 erfolgreich unter Teilnahme von Vertretern der Politik, Radio und Fernsehen stattfinden.