Mit unseren drei operativen Säulen, dem Gleisinfrastrukturbau, dem Straßen- und Netzbau sowie dem Ingenieur- und Schlüsselfertigbau, bedienen wir unsere Marktgebiete in Europa. Dabei kombinieren wir eine überdurchschnittliche Bandbreite an Know-how und Flexibilität mit besonderer Qualität und Zuverlässigkeit. Die Zufriedenheit unserer Kunden bestätigt uns das immer wieder. „Wir verzichten auf schnelle Erfolge. Was wir machen, wollen wir langfristig machen. Und nur wer Spaß an der Arbeit hat, kann viel bewegen“, sagt Marcus Herwarth, Geschäftsführer Gleisinfrastrukturbau.
Durch die im Haus gebündelte Kompetenz sind wir in der Lage, anspruchsvolle und komplexe Projekte für Hochgeschwindigkeitsstrecken von der grünen Wiese bis zur Inbetriebnahme durchzuführen. Aktuell zu sehen ist das an der größten Bahnbaustelle Deutschlands, dem Verkehrsprojekt Deutsche Einheit 8.1: Beim Ausbau der Bahnstrecke zwischen München und Berlin realisieren wir mehrere Abschnitte. Einer davon liegt nördlich von Bamberg zwischen Hallstadt und Ebensfeld. Über 9,5 Kilometer wird die bestehende zweigleisige Strecke in kürzester Zeit zu einer modernen viergleisigen Strecke für ICE und Regionalzüge ertüchtigt. 70 Prozent der gesamten Bauleistung muss innerhalb der achtmonatigen Streckenvollsperrung abgewickelt sein, damit im September der erste Zug wieder fahren kann. Die ICE-Neubau-Strecke soll ab 2017 in Betrieb gehen. Wir als Generalunternehmer sind nicht nur für den kompletten Gleisinfrastrukturbau, sondern auch für sämtliche zugehörige klassischen Bauleistungen (Tiefbau, Brückenund Straßenbau sowie Umsetzung des Lärmschutzes und Teile der Bahntechnik) verantwortlich. Ein Alleinstellungsmerkmal unseres Hauses, das wir intern gern als „Gelbe Baustelle“ bezeichnen und bei dem jeder weiß: „Wenn es gelb ist, ist es groß.“
Die Ausbaustrecke Nürnberg – Ebensfeld liegt auf eisenbahnhistorischem Boden. 1835 wurde die erste dampfbetriebene Eisenbahn Deutschlands zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet. Knapp zehn Jahre später, 1844, fuhr der erste Zug der Ludwig-Süd-Nord- Bahn von Nürnberg nach Bamberg.
Der Streckenabschnitt Nürnberg – Ebensfeld war ein wichtiger Bestandteil der Verbindung zwischen den Königreichen Bayern und Sachsen. Das Königreich Bayern finanzierte und realisierte den Bau der Fernbahn von Lindau über Augsburg, Nürnberg, Bamberg und Lichtenfels nach Hof. Die sächsische Staatseisenbahn führte die Strecke über Plauen und Altenburg nach Leipzig weiter. Der Bayerische Bahnhof in Leipzig zeugt noch heute von dieser historischen Verbindung.
Unsere Vorfahren leisteten hervorragende Arbeit. Die ursprüngliche Trassierung des Abschnitts Nürnberg – Bamberg wird auch heute noch – fast durchgängig - den Anforderungen an eine Strecke des europäischen Hochleistungsnetzes gerecht. Mit der Eisenbahn begann im 19. Jahrhundert die Verkehrsrevolution. Sie mobilisierte Menschen und Waren und ermöglichte den Aufbruch in die Industriezeit. Die Eisenbahn wurde zum Schrittmacher der Modernisierung. Etwa 200 Jahre später ist eine leistungsfähige Eisenbahninfrastruktur ein wesentlicher Faktor für eine starke und dynamische Wirtschaft regional und national. Vom Ausbau der Strecke Nürnberg – Ebensfeld als Teilstück der Hochleistungstrasse Nürnberg – Erfurt – Leipzig/Halle – Berlin profitiert nicht nur Deutschland. Im Zeichen der europäischen Integration erweisen sich Investitionen in die Eisenbahninfrastruktur mehr denn je als Motor für die Weichenstellung in Richtung Zukunft.
Der Streckenverlauf der Baumaßnahme sorgt für einige Herausforderungen: Die Gleise durchqueren drei Ortschaften mit zahlreichen Bahnübergängen, die durch sechs Straßen- und acht Eisenbahnüberführungen sowie drei ins Grundwasser gebaute Durchlässe ersetzt werden. Pro Ortschaft entsteht ein Haltepunkt, innerorts wird die Strecke mit gesamt fast 10 km Lärmschutzwänden versehen. Über 600 Meter Länge stützen Bohrpfähle mit 1,8 m Durchmesser und einer Gesamtlänge von mehr als 6.000 m, teilweise angeordnet in vier Reihen nebeneinander, einen rutschgefährdeten Hang neben den Schienen. Hinter der Gemeinde Breitengüßbach werden mittels eines über 430 m langen Überwerfungsbauwerks die zwei Gleise der Ausbaustrecke mit den zwei Gleisen der Neubaustrecke verknüpft und neu sortiert. Anschließend geht es über die BAB A73 und zwischen dem Main und der Autobahn durch eine Engstelle. Für die Ausbaustrecke – 32 Kilometer Gleise mit Schotteroberbau – sind zudem acht temporäre Behelfsbrücken mit Anschluss an das Verkehrswegenetz eingerichtet. Neben Straßen, Bächen und vorhandenen Leitungen muss außerdem der Flusslauf des Mains an der Engstelle verlegt werden – inklusive umfangreicher Renaturierungsmaßnahmen für Fauna, Flora und Habitate, unter anderem für den geschützten Ameisenbläuling.
In der Baubranche und für uns als LEONHARD WEISS ist dieses Projekt eine Ausnahmebaustelle. Gesamtprojektleiter Hubert Greubel berichtet: „Wir sind mit allen unseren Gewerken und 10 Prozent aller unserer Mitarbeiter gleichzeitig vor Ort und erbringen ein sehr großes Bauvolumen in extrem kurzer Zeit.“ Das erfordert eine minutiöse Vorplanung, eine ausgeklügelte Logistik und eine perfekt abgestimmte Zusammenführung der Gewerke. Als Generalunternehmer setzten wir unsere Philosophie der Kooperation vor Ort konsequent um: „Wir wollen bauen, deshalb lösen wir Probleme mit allen Beteiligten direkt und in offenem Dialog“, bestätigt Hubert Greubel. Das gelte gleichermaßen für den Auftraggeber, die Deutsche Bahn, wie für die Projektingenieure und die Bauüberwachung bis hin zu den Kommunen und der betroffenen Bevölkerung. „Ein Boot, eine Richtung, und alle rudern“, sagt er dazu. Dafür wurde beispielsweise im Verkehrskonzept mit der Polizei die Höchstgeschwindigkeit zur Sicherheit der Anwohner innerorts auf 30 km/h begrenzt und wir lassen sechs eigene Kehrmaschinen im Dauerbetrieb durch die Ortschaften fahren, um den Baustellenschmutz für die Anwohner und das Umland in verträglichen Grenzen zu halten.
„Wichtig dabei ist, dass wir auf unsere eigenen Ressourcen zurückgreifen können“, erklärt er weiter. Wir verfügen über einen umfangreichen eigenen Maschinenpark inklusive Wartungseinrichtungen und eigenen Eisenbahnbetriebsleitern. Mit solch großen Baustelle stärken wir als LEONHARD WEISS unsere Kompetenz weiter: „Wir wissen jetzt aus Erfahrung, dass wir mit entsprechender Planung solche Projekte stemmen können, das gehört inzwischen zu unserem festen Portfolio“, so Andreas Köder, Standortleiter Generalunternehmer Infrastrukturprojekte. Die „Gelbe Baustelle“ wirkt: Man kann regelrecht spüren, wie stolz die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf ihre Leistung in diesem ganz besonderen Projekt sind.
Wir kennen aber auch die Risiken, welche mit Projekten dieser Art verbunden sind. Ohne diese professionell abzuwägen – von der Grundsatzentscheidung, ein solches Projekt zu bearbeiten, über die Organisation und deren Grenzen bis hin zur Kostenbetrachtung – kann es sehr schnell zur Überlagerung von möglichen Chancen kommen.
Eng getaktet geht der Bauzeitenplan weiter. Damit das Fertigstellungsdatum eingehalten werden kann, sind von unserem Baustellenteam noch einige Herausforderungen zu lösen. Einen wesentlichen Faktor bildet in diesem Jahr auch die unberechenbare Wetterlage. Ist in der einen Woche „Land unter“, so wartet die nächste Woche mit tropischen Werten auf. Keine einfache Aufgabe für die Mitarbeiter, die mit diesen Widrigkeiten klarkommen müssen.